Smart bewerben in Corona (Krisen-)Zeiten
Checkliste für digitale Bewerbungen
06.10.2020| geschrieben von Wolfgang Dietz
Methoden, Kanäle und Möglichkeiten des virtuellen Kontaktes und der persönlichen Außendarstellung sind unter Corona-Bedingungen rasend schnell essenziell geworden. Es wäre fahrlässig, dieser Tatsache nicht auch in deinen Bewerbungsaktivitäten Rechnung zu tragen.
Für eine positive und möglichst „optimale Begegnungsqualität", wie ich es gerne nenne, sollte dein Online-Auftritt zunächst drei Kriterien erfüllen: konzipiert, strukturiert und moderiert!
Dann wird dein face-to-face & online sogar deine echte Chance sein!
Zum Autor:
Wolfgang Dietz ist Managementtrainer und Individualcoach bei perspect. Er verfügt über jahrelange Erfahrung im Bewerbungstraining und kennt sich mit Online Bewerbungen bestens aus.
Die wichtigsten Punkte für den optimalen Online-Auftritt
Browserbasierte Webmeetings und Online-Interviews (Zoom, Skype, Mikogo, etc.) sind bedarfsabhängig schon länger Teil unserer Coachings. Die Selbstvermarktung in den jeweiligen Online-Umgebungen aber birgt ihre Tücken und Besonderheiten!
Verhalten und Außenwirkung vor Mikro und Webcam sind deutlich anspruchsvoller und wirken für viele schlicht ungewohnt und fremd. Böse Falle!? Doch über gezieltes Performance-Training, Simulation, Feedback-Methode und Selbstkontrolle lässt sich das jedoch i.d.R. gut entwickeln.
Grundsätzlich gilt: Werben steckt schon im Begriff Bewerbung. Aus der Masse hervorstechen, überzeugen, self-Branding, das ist in eurem Online-Auftritt vielleicht schon vorhanden. Und vor Kamera und Monitor sollte es verstärkt – und keineswegs vermasselt werden!
Die helle Deckenleuchte ist nicht unbedingt vorteilhaft - das macht Ringe, Tränensäcke und lange Nasen! Wir können auf der Webseite oder in facebook nicht perfekt wirken und in den Konferenzen wie beim Candle-light-Tee. Wir sollten uns schnell daran gewöhnen, egal ob Personaler, der Chef oder Kollegen im Spiel sind.
Um da nicht ins Messer zu laufen, solltet ihr in den folgenden Punkten gut und sorgfältig vorbereitet sein. Ich liste sie hier für euch auf:
1. Ausgangs-Situation und Startbedingungen
- kein Online–Meeting ohne schriftliche Agenda!
- Ausstrahlung, Außenwirkung, deine Persönlichkeitsmerkmale
- situative Interaktions-Kompetenz, Schlagfertigkeit, Reaktionsmuster, Körperwahrnehmung, Mikro-Mimik, Körperhaltung
- innere Überzeugung & innere Begeisterung: Ich kenn mich und zeige es!
- Prozess-Fokussierung & Abgleich um was es geht - und ran an den Speck.
2. Technik
- Setup: Audio, Video, Beleuchtung u. techn. Zubehör, Background u. Bildausschnitt
- Setup-Testing u. Funktionalitäten (Bild an/aus, Ton an/aus, etc.)
- Um in Video-Chats ein wirklich professionelles Aussehen zu erzielen, ist etwas Aufrüstung erforderlich.
- Form follows function - es sollte immer hervorragend aussehen! Gut sind auf jeden Fall indirekte Lichtquellen, die den Raum gleichmäßig ausleuchten. Eine Softone- oder Ringleuchte mit 5600-6000 Kelvin (oder steuer- bzw. dimmbar), am besten schräg von vorne-oben, ergänzt dann die Gesicht-Ausleuchtung perfekt (Beleuchtungsstärke Gesamtraum ca. 500-600 Lux u. möglichst die gleiche Lichttemperatur für alle Leuchten!).
- technische Differenzierungen: Video und Bandbreitenabhängigkeit, Tonklarheit und Mikrofonierung
- mangelhafter Ton ist häufigster Bewerber-knockout - Wenn irgend möglich, investiert in ein externes Micro oder gutes Headset!
- Dresscode & Maske (nicht Mundschutz!)
- Ihr müsst nicht vorher zum Visagisten. Etwas Puder für die glänzenden Stellen tut’s schon. Was leuchten soll sind eure Augen – nicht die Stirn. Ihr wollt schließlich Selbstinszenierung on top-level, oder?
- Screen-Sharing, File Sharing & Whiteboard Potential.
- Die i-Tüpfelchen jeder Präsentation.
- Klärung der Software
- Welche Conferencing- und Webinartools (zoom, edudip, skype, join-me, spread-meeting, etc.) kommen zum Einsatz.
3. Kommunikationsbedürfnisse
…sind Sende- und Empfangsbedürfnisse. Gestiken und non-verbale Ebenen sind online eingeschränkt. Merke: auch hier gibt es einen "ersten Eindruck"!
- Gerade und Ruhig sitzen.
- Kopfhaltung offen und gerade und vor allem: Schau möglichst beim Sprechen immer in die Kamera – und nicht aufs Konferenzbild unten in der Ecke! (unbedingt vorher mit Coach, od. Freund/in üben!!!) Die anderen sehen alles, uns sie sollen doch deinem Blick begegnen – nicht deiner Frisur!
- Vorbereitung
- Kernbotschaft, kompetente Fachfragen, Erfahrungsprofil und Kernkompetenzen auf separatem Zettel
- Plus an Charisma
- was wird gebraucht? Welches Leistungsversprechen, welcher Nutzen soll transportiert werden angelehnt an Ausschreibung oder Stellenprofil. Analyse d. eigenen Wirkungskompetenz nach dem S.C.I.L Modell
4. Informationsbedürfnisse
- Stellenausschreibung und Anforderungsprofil. Was wollen die eigentlich genau?
- Qualifikation (Stärken-Check)
- Leistungsbereitschaft u. Motivation. Warum gerade dieser Arbeitgeber?
- Abgleich der Erwartungen (wo wollen wir gemeinsam hin, welche Zielvorgaben?)
- Die richtigen Fragen. Aktive Gespräch-Steuerung durch Fragetechnik.
- Vertragliche Details & Gehaltsvorstellungen.
5. Persönlichkeitsmodell
- reflektieren und reflektieren lassen – denk dran, du überzeugst durch Gestik, Mimik, Stimme & Artikulation
- Magie der Ich-Botschaften, oder, „auf mich könnt ihr euch verlassen!“
- Dialog-Techniken (Steuerung und Pausen). Bleib kurz, bleib bei Leistungsbeispielen, zeig dich motiviert.
- Frequenz-Typen, oder, verstehen wir uns überhaupt? Also, Nachfragen erlaubt!
- unterstützende Gestik. Aber Achtung: vor der Kamera bitte nur Minimalbewegung! Sonst wirkt es schnell hektisch.
6. Kompetenzmodell
- Kompetenzen d. Selbstwahrnehmung stärken (Testaufnahmen, vor-dem-Spiegel sprechen…)
- Wirkung und Wirksamkeit mit anderen diskutieren
- souverän präsentieren - glaubwürdig, kompetent, sicher (sind Dateien und Dokumente inhaltlich abgeglichen? Big points ggf. highlighten)
- Elevator Pitch vor der Kamera einstudieren. Mein why-to-buy in 60 Sekunden!
7. Event-Vorbereitung & Nachgang
- Notiere Beteiligte Speaker, und Moderations-Ergebnisse
- call-to-act-Vereinbarungen und next-steps?
- Dankes-Mail mit Feedback-Bewertung und Recap.
- Motivations-Signal(e). In einer kleinen Mail am nächsten Tag nochmal seinen positiven Gesamteindruck bestätigen und die Motivation bekräftigen, gerne einzusteigen.
Bleib, wer du bist. Dein Wirk-Profil ist einzigartig!
Die Bewerbungs-Checkliste: "Never leave your chair!"
... außer bei Herzversagen einem Erbeben oder ähnlichem.
- Abklären wer der*die Gesprächsteilnehmer*innen sind (Kommunikationsdaten vorhanden für den Fall einer Unterbrechung?)
- Den Rechner nicht erst auf den letzten Drücker hochfahren.
- In eine „freu‘-mich“ und entspannte Haltung gehen (und lächeln, lächeln, lächeln…)
- Check: Outfit?, Ton?, Cam-On?, Netzverbindung?
- Tools zur Dokumentation bereitlegen. Notizen sind immer erlaubt. Ebenso Curriculum Vitale und Anschreiben, falls vorab schon bereitgestellt. Es kann immer Nachfragen geben!
smart online bewerben...
…um es zum Schluss aufzulösen: der Begriff smart steht für eine Abkürzung, ein Akronym für Specific Measurable Achievable Reasonable Time Bound. Es wird verwendet im Prokjektmanagement als Kriterienraster von Zielen.
Und – welches ist dein Ziel?
Von mir und uns an dieser Stelle jedenfalls ein best-of-luck to You! Für deinen einzigartigen Bewerbungsweg.