04.05.2020 | geschrieben von Ursula Fleckner-Jung
„If your’re going through Hell, keep Going.“ (Winston Churchill)
Wenn man aktuell Menschen fragt, wie es ihnen mit der Corona-Krise geht, stellt man fest, dass manche sehr entspannt und zuversichtlich in die Zukunft blicken und andere in großer Angst gefangen sind und niedergeschlagen durch den Tag gehen. Äußerlich unterscheidet sich die Situation von beiden Gruppen wenig, aber die erlebten Belastungen in dieser Krise sind für sie gänzlich unterschiedlich.
Was können Sie als Führungskräfte in solchen Situationen tun? Für sich selbst und vor allem im virtuellen Kontakt mit den Mitarbeiter*innen? Wie können Sie helfen und den Mitarbeiter*innen wieder Vertrauen und Zuversicht vermitteln?
Zu den Autorinnen: Ursula Fleckner-Jung, Jana Kohlmetz und Sonja Wettlaufer sind versierte Coach und Trainerinnen zum Thema Gesund Führen. Sie beraten Firmen, Führungskräfte und Teams darin, psychische Belastungen zu erkennen, abzubauen soweit möglich und insbesondere Ressourcen aktiv zu stärken. Die Beraterinnen gehen dabei unmittelbar praxisbezogen, systemisch und stark lösungsorientiert vor.
Sie hilft, Gefahren wahrzunehmen und Vorsicht walten zu lassen. Schwierig wird es nur, wenn die Angst überhand nimmt und das weitere Leben und vor allem sinnvolles Handeln blockiert
Alle Menschen haben manchmal Angst. Manche haben Angst vor Spinnen, manche vor geschlossenen Räumen, manche vor anderen Menschen oder vor der Zukunft. Manche Ängste sind rational nachvollziehbar wie z.B. die Angst vorm Zahnarzt. Andere Ängste sind vage und diffus und betreffen allgemeine Situationen
wie z.B. „den Wald“ oder „im Dunkeln“. Statistisch gibt es keinerlei Hinweise auf die höhere Gefährdung im Wald oder die während einer speziellen Tageszeit. Diese Ängste sind jedoch Zahlen, Daten und Fakten gegenüber unempfindlich.
In Zeiten von Corona sind Auslöser für Ängste etwa ein unsichtbarer Virus, eine Zahl, die steigt, Nachrichten im Fernsehen oder fehlende Hygieneartikel. Es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die wir wahrnehmen und die uns sagen, dass da was nicht richtig ist. Haben wir große Angst, sehen wir bevorzugt die Schlangen vor dem Supermarkt, leere Regale und den ganzen Tag Bilder aus Italien, Spanien oder den USA. Wir fühlen uns in der Angst und Sorge bestätigt und alle um uns herum sagen ebenfalls, es wird furchtbar!
Als Führungskraft haben Sie es mit Mitarbeiter*innen zu tun, die ganz unterschiedlich auf die aktuelle Situation reagieren. Manche nehmen verstärkt die Bedrohung wahr und fühlen sich niedergeschlagen, manche sind genervt von der Situation, viele diskutieren täglich über das Für und Wider von Lockerungen und die nächsten Schritte, manche sind sehr ängstlich und vermeiden jeden Außenkontakt. Der Austausch mit Kolleg*innen fehlt, die Video-Meetings können den realen Kontakt nicht ersetzen. Wechseln Mitarbeiter*innen zwischen Büro und Homeoffice, erhalten sie Informationen aus erster Hand und können den „kleinen Tratsch“ an der Kaffeemaschine nutzen, um sich auszutauschen. Dies entlastet und hilft sicherlich, die eigene Sicht der Dinge immer wieder zu relativieren. Für andere Menschen steht der Zusammenhalt im Vordergrund. Sie nehmen die Unterstützung und die Gemeinschaft wahr und gehen von der menschlichen Kraft aus, mit Krisen umzugehen. Wie wir mit dieser Krise umgehen ist von unseren Erfahrungen und unserer persönlichen Einschätzung abhängig. Haben wir Unterstützung und Möglichkeiten uns mit anderen Menschen auszutauschen, gelingt es eher, sich zu beruhigen und die verschiedenen Aspekte der Situation wahrzunehmen.
Als Führungskraft sind Sie aufgefordert, sich ihrer eigenen, durchaus verständlichen Ängste, bewusst zu werden und sie nach Möglichkeit zu besiegen. So zu tun, als hätten Sie keine Angst, lässt sie nicht verschwinden. Angst ist hartnäckig.
Erste Hilfe
Diese Maßnahmen können Ihnen helfen, den Umgang mit der eigenen Angst zu meistern. Als Führungskraft gehört es zu Ihren Aufgaben, Kontakt mit Ihren Mitarbeiter*innen zu halten, am besten über Video. Aber unser Gesicht ist verräterisch. Unsere Mimik wird von unserem Emotionshirn gesteuert, darum wäre es sehr schwer, Ihre eigene Angst zu verbergen. Ihre Zuversicht und Ihr Vertrauen helfen Ihren Mitarbeiter*innen aber, gelassener mit der Situation umzugehen! Sie sind Vorbild und Orientierung. Dann können Sie als Team in den nächsten Wochen und vielleicht Monaten gut zusammenhalten und mit ihnen zusammenwachsen.
Im zweiten Schritt sind Sie gefragt, Ihre Mitarbeiter*innen zu unterstützen, Vertrauen in Sie und die Zukunft zu erhalten oder aber zu entwickeln. Keine leichte Aufgabe.
Wie das funktionieren kann, erfahren Sie im nächsten Blog zum Thema „Nicht Bange machen lassen!“ Teil 2
Gesund Führen 2020: Krisen gemeinsam meistern